Die Geschichte des ALPINA Raddesigns

4 x 5 = 20

Fast 50 Jahre und kein bisschen alt: Das ALPINA 20-Speichen-Raddesign hat sich zur wahren Ikone entwickelt. Ein kurzer historischer Überblick über die Meilensteine in der ALPINA Radtradition.

1968: Der Startschuss aus München

Spätestens als Porsche 1966 die Fuchsfelge zusammen mit dem 911 S präsentierte, war der internationale Trend zum sportlichen Leichtmetallrad auch bei den deutschen Automobilherstellern angekommen. 1968 hielt mit dem F.P.S.-Aluminiumrad des großen BMW Coupé 2800 CS das Leichtmetallrad Einzug in München. Der Startschuss für ALPINA! Gründer Burkard Bovensiepen witterte eine interessante Geschäftsperspektive: Für die leistungsstärkeren BMW ALPINA Automobile benötigte man ohnehin spezielle Räder. Im ALPINA Zubehörprogramm fanden sich zu dieser Zeit bereits Speichenräder von Borrani oder die britischen Minilite ELEKTRON-Räder. Für BMW Kunden eine echte Alternative, wurde doch zu jener Zeit für jedes Modell nur eine einzige Rad-/Reifenkombination angeboten. Aber der große Geschäftserfolg mit diesen Rädern blieb für ALPINA aus, da diese Nachrüstprodukte in jedem Zubehörladen zu finden waren. Ein ALPINA Leichtmetallrad hingegen sollte exclusiv sein. Schlichtweg schön und technologisch herausragend. Etwas Innovatives, Einmaliges.

4 x 5 = 20

Bovensiepen war zudem klar: Ein Leichtmetallrad muss sich seinen Namen verdienen und macht nur dann Sinn, wenn es auch wirklich leicht ist. Damit kam dann eigentlich auch nur ein Design infrage: Das Speichenrad. Die technologische Anforderung: Die Kräfte sollten homogen auf das Felgenbett geleitet werden. Dafür brauchte es mindestens fünf Speichen. Doch leider wurden die meisten Räder damals mit vier Radbolzen befestigt und das passte einfach nicht zum Sterndesign. BMW machte es dann noch komplizierter – mit vier oder fünf Bohrungen zur Radbefestigung je nach Baureihe. Das brachte Bovensiepen dann zu einer genialen Idee: 4 x 5 also 20 Speichen sollte sein Rad haben, damit sich das Drehmoment in beiden Ausführungen optimal verteilen lässt. Daraus resultierte ein ganz besonders filigraner und damit leichter Felgenstern. Ein Raddesign, das man bisher nirgendwo gesehen hatte.

1970: Der Beginn einer Odyssee

Wie so oft bei großen Ideen, nehmen sie ihren Anfang in einer Odyssee. Alois Wiesinger wechselte im Juli 1970 vom zweitgrößten deutschen Automobilhersteller Opel nach Buchloe in die Rennsportabteilung von ALPINA. Doch seine erste Aufgabenstellung dort war zunächst wenig weltbewegend. „Unsere Rennräder brechen“, hatte ihm Bovensiepen mitgeteilt. In Anbetracht des damaligen Stands der Technik war das ALPINA Design eine echte Herausforderung für jede Gießerei. Jedes zweite gefertigte Rad musste verworfen werden, da immer wieder Lunker im Guss entstanden. Nach zahlreichen gescheiterten Produktionsversuchen, griff Wiesinger zur Notlösung: Nachdem die Felgensterne damals noch per Hand aus Magnesium in Sand gegossen wurde, kratzte er aus der Gussform bei jeder zweiten Speiche etwas Sand heraus und erreichte dadurch eine Verbindung von jeweils zwei Speichen. Der Durchbruch!

Doch die Entwicklungsarbeit war noch nicht abgeschlossen. Wiesinger forschte weiter an der Form, rundete Verbindungen ab und setzte auf ein konisches Profil der Speichen, damit das Metall besser in der Gussform fließen und sich die Kräfte besser verteilen konnten. Am grundlegenden Designkonzept wurde jedoch nicht gerüttelt: 20 filigrane Speichen mit einer mattschwarz abgesetzten Mitte, welche die verchromten Radbolzen und die glänzende Kappe mit ALPINA Logo gezielt in Szene setzte. 1971 fanden sich ALPINA Leichtmetallräder mit 13‘‘ oder 14‘‘ Durchmesser und verschiedenen Breiten ab 5,5‘‘ im ALPINA Zubehörprogramm.

1971: Die offizielle Anerkennung aus München

Spätestens als BMW 1971 die ALPINA Radkonstruktion für den 3.0 CSL freigab, war ein Klassiker geboren. Rund 12.000 Stück der Standardgröße 7 x 14“ wurden bis Mitte 1975 von der Burkard Bovensiepen KG an BMW geliefert und Räder in der Größe 6 x 14“ durfte BMW kraft der freundschaftlichen Beziehung zu ALPINA in unbestimmten Umfang selbst produzieren. Derart von BMW beflügelt, erreichte das 20-Speichen-Rad Ikonenstatus. BMW setzte das ALPINA Design für die neue 3er Serie fort, verwässerte das Design jedoch im Zuge der Aktualisierung der Modellpalette. ALPINA hingegen hält seinem CLASSIC Rad bis heute die Treue. Geschmiedet oder gegossen: Das Design ist zeitlos und hat sich zum ALPINA Markenzeichen entwickelt.

Das Maß aller Dinge

1990 überraschte das BMW ALPINA B12 Coupé mit aufsehenerregenden 18“ Rädern; fünf Jahre später erreichte das ALPINA Rad in der Limousine B12 5,7 als erstes Rad der Welt das unglaubliche Maß von 20“. Wiesinger entwickelte das ALPINA Rad kontinuierlich weiter und vollendete dessen Form. Als Diebstahlschutz wurde 1983 der abschließbare Raddeckel eingeführt und patentiert, der die Radbolzen abdeckte und das Rad so noch größer erschienen ließ. 1995 wurde dann auch das freistehende Ventil in eine Speiche integriert und im abgedeckten Nabenbereich verborgen. Eine konstruktiv sehr aufwendige Lösung! Detail um Detail wurde das ALPINA 20-Speichen-Rad ausgefeilt und technologisch verfeinert.

5 x 4 = 20

Um die Jahrtausendwende wollte BMW „Car Guy“ Dr. Reitzle den BMW X5 von ALPINA überarbeiten lassen. Das damalige 20-Speichen-Design wollte aber nicht so recht zum neuen SUV-Modell passen. Diverse Designvorschläge wurden entworfen, allesamt abgelehnt von Burkard Bovensiepen: „Nichts ist besser als unsere 20 Speichen!“ Man möge ihm doch bitte einen Grund nennen, um seine Zustimmung zum allgemein favorisierten DYNAMIC Design zu gewinnen. „Das sind immer noch die 20 Speichen, nur hier sternförmig in fünf Strahlen von jeweils vier Speichen angeordnet“, entgegnete Wiesinger. Und damit war dann auch das zweite ALPINA Raddesign geboren.


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