Ingenieurskunst trifft zeitloses Design: Ein Blick in die ALPINA Radentwicklung

Zwanzig sternförmig angeordnete Speichen – ein ikonisches Raddesign, das die Markenidentität von BMW ALPINA Automobilen bereits seit den 1970er Jahren entscheidend prägt. Zeitlos, ohne jemals an Aktualität zu verlieren, denn mit jeder neuen Modellgeneration entwickelt sich das ALPINA Rad weiter. Optisch als auch technisch, ganz getreu dem ALPINA Credo „form follows function“.

Daan Klabbers, ALPINA Entwicklungsingenieur und seit 2016 verantwortlich für das ALPINA Raddesign, gewährt Einblicke in die ALPINA Radentwicklung und erklärt die technischen Raffinessen und die Philosophie, die hinter dem ALPINA Rad stehen.

Das Rad als Teil der Identität

Gemeinhin als elegantes Detail unterschätzt, wird dem Rad bei ALPINA eine weitaus größere Bedeutung zugemessen: „Wir betrachten das Rad als Teil der Fahrzeug-DNA, als Teil eines großen Ganzen“, so Klabbers, „Gerade wenn man sich ins Bewusstsein ruft, wie die Kraft- und Leistungsübertragung bei einem Fahrzeug funktioniert, wird klar, warum wir so viel Wert auf unsere eigene Radentwicklung legen. Letztendlich sind es nämlich das Rad und der Reifen, welche die Leistung des Antriebs auf die Straße bringen. Die gesamte Kraft des Antriebs wird über zwanzig filigrane Radspeichen geleitet, die noch dazu das gesamte Fahrzeuggewicht abstützen, daher sollte man die Bedeutung des Rades niemals unterschätzen! Der Antrieb kann noch so leistungsstark sein, wenn das Rad dem nicht standhält, weil beispielsweise die Speichen bei dynamischer Kurvenfahrt zu viel Verformung zulassen oder sich der Reifen auf dem Rad verdrehen kann, hat man nichts gewonnen.“, erklärt der Räderspezialist.

Doch nicht nur auf eine zuverlässige Kraftübertragung kommt es an, die Rad-/Reifenkombination ist auch maßgeblich für den Fahrkomfort verantwortlich. „Ein noch so perfekt abgestimmtes, harmonisches Fahrwerk funktioniert nicht, wenn das Rad und der Reifen nicht zu dem Fahrzeugkonzept passen und vice versa. Das Rad beeinflusst wesentlich das Fahrverhalten, das Federungs- und Lenkgefühl, die Wankdynamik und viele weitere Parameter. Daher läuft die Radentwicklung immer in enger Zusammenarbeit mit allen anderen ALPINA Entwicklungsabteilungen – von der Reifenentwicklung über den Antrieb bis hin zum Fahrwerk.“, so Klabbers. Das erklärte Ziel einer jeden Radentwicklung: Performance und Komfort in Einklang bringen.

Millimeterarbeit

Um dieses Entwicklungsziel zu erreichen, wird für jedes neue BMW ALPINA Modell eine maßgeschneiderte, neue Radgeneration entworfen. Zunächst gilt es eine grundlegende Designfrage zu klären: Was passt zum Modell – die 5x4 Speichen-Anordnung des ALPINA DYNAMIC Designs oder doch die klassische sternförmige Aufteilung der 20 Speichen?

Der erste Entwicklungsschritt: Ein CAD-Kinematikmodell. Digital wird das Fahrwerk analysiert, um den zur Verfügung stehenden Bauraum für die Rad-/Reifenkombination sowie Fahrwerksgrößen wie Sturz oder Nachlauf ausloten zu können. Millimeterarbeit ist gefragt, damit das Rad als ideales Pendant zum performanten Antrieb dienen kann: „Wir sind immer bemüht, die Kontaktfläche des Reifens zur Straße möglichst zu vergrößern, damit die volle Leistung des Antriebs auf die Straße gebracht werden kann. Beim Rad geht es also um jeden Millimeter. Schon allein deshalb lohnt es sich, für jede neue Modellgeneration ein neues Rad zu entwerfen: Verändert sich die Geometrie der Achse oder des Radhauses auch nur minimal, müssen wir bei der Radkonstruktion einen ganz anderen Ansatz wählen. Ein bestehendes ALPINA Rad einfach mit Spurplatten in eine neue Position zu bringen, entspricht einfach nicht unserem Anspruch als Automobilhersteller. Das würde zu Vibrationen und einer ganzen Reihe weiterer Probleme führen.“, so Klabbers.

Steht das erste Räderkonzept, wird die sogenannte „Freigängigkeit“ des Reifens direkt auf einer Teststrecke validiert: Funktionieren die im Kinematikmodell kalkulierten Dimensionen auch im Testbetrieb? Anschließend geht es bei der Radkonstruktion dann in die Feinheiten: Unterschiedliche Materialdicken werden getestet, entsprechende Biegebelastungen bei Kurvenfahrten simuliert und weitere Designdetails festgelegt. Warum sich das ALPINA Vielspeichen-Design seit Jahrzehnten bewährt, verdeutlicht die Radsimulation: „Unsere zwanzig Speichen sind nicht nur ein optisches Highlight, durch die Anordnung der Speichen werden die Kräfte des Antriebs auch sehr gleichmäßig auf das Felgenbett geleitet. Ein weiterer Vorteil des filigranen Designs: Wir sparen sehr viel Gewicht ein und die ungefederten Massen eines Rades wirken sich ganz erheblich auf den Fahrkomfort aus.“, erläutert der Radexperte.

Schmieden oder gießen?

Einen immensen Einfluss auf das Radgewicht hat auch das gewählte Produktionsverfahren. ALPINA setzt sowohl auf das Guss-, als auch auf das Schmiedeverfahren. „Bei einem Gussrad stecken wir sehr viel Entwicklungsaufwand in die Gussform. Beim Gießen wird der Werkstoff nicht komprimiert, dadurch verhält sich das Material anders als bei einem geschmiedeten Rad und wir müssen andere Materialdicken wählen, können dafür aber auch geschwungene Formen besser darstellen. Beim Schmiederad wiederum ist die Produktion an sich sehr aufwendig, bietet aber den Vorteil, dass der Werkstoff deutlich stärker und homogener ist und somit deutlich filigraner konstruiert werden kann. Dadurch können wir nochmal deutlich an Gewicht einsparen. Beim Schmiedeverfahren werden aus einem gepressten Aluminiumblock alle 20 Speichen einzeln rausgefräst. Das Drehen und Fräsen dauert bei unserem Design in etwa 6-7 Stunden – und das pro Rad!“, erläutert Klabbers.

Tradition, Innovation, Perfektion

Was nun letztendlich das ALPINA Rad auszeichnet, fasst der Radspezialist in drei Worten zusammen: „Tradition, Innovation, Perfektion. Die Tradition ist dabei das Allerwichtigste. Das ALPINA Rad wird von Generation zu Generation modernisiert, ohne dabei den Wiedererkennungswert aufzugeben. Die Innovation steckt im Detail. Und am Ende steht dann ein technisches Meisterstück.“


Sie wollen mehr über die Historie des ALPINA Rades erfahren? Hier gelangen Sie zum zweiten Teil unseres ALPINA Räder-Specials:

» Das ikonische ALPINA Raddesign: Die Historie