ALPINA INSIDE

50-jähriges Jubiläum des BMW 3.0 CSL

50 Jahre ist es her, dass BMW den legendären 3.0 CSL vorstellte. Eine Automobilikone und auch ein Modell, das einen Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen BMW und ALPINA markiert. Ein Blick in die Historie dieses faszinierenden Automobils.

Meister im Schwergewicht: Der BMW ALPINA 2800 CS

Das Vorgängermodell, der BMW 2800 CS, wurde 1968 von BMW vorgestellt und gilt bis heute als Stilikone. Bereits ab 1969 schickte ALPINA das Modell mit gesteigerter Leistung auf 250 PS auf die Rennstrecken Europas. Doch der BMW 2800 CS war eher sportlicher Gran Turismo, denn genuiner Sportwagen.
Auch wenn die Rennsportsaison 1970 für ALPINA mit dem 2800 CS äußerst erfolgreich verlief (Lesen Sie hier das Interview mit Günther Huber zu dieser Saison), war ALPINA Gründer Burkard Bovensiepen und dem einstigen Mit-Geschäftsführer Gert Hack klar: Um gegen Rennwagen wie den Ford Capri oder den Opel Commodore konkurrenzfähig zu bleiben, brauchte es eine drastische Abnehmkur. Schließlich waren die Wettbewerber mit 300 kg leichteren Rennfahrzeugen unterwegs. Der „Meister im Schwergewicht“ musste Kilos lassen, um im Tourenwagensport weiter erfolgreich bestehen zu können.

Abnehmkur

Die Idee eines Sportmodells des BMW 2800 CS war geboren. Davon musste jedoch noch der Partner in München überzeugt werden. In einem Brief an BMW Entwicklungschef Bernhard Osswald vom 20. Mai 1970 erklärt ALPINA Gründer Burkard Bovensiepen das grundlegende ALPINA Konzept für ein Leichtbau-Coupé.

“Dazu unsere Vorschläge:

Verwendung von Leichtmetall-Hauben und -türen sowie von leichten Einbauten für die Fensterführung in den Türen. Gewichtsersparnis ca. 50 kg.

Mit Ausnahme der Frontscheibe Kunstglas. Hintere Seitenfenster feststehend ohne elektrische Fensterheber. Dadurch Kostenersparnis und Gewichtsersparnis von ca. 30 kg.

Vereinfachte Innenausstattung, Verwendung von Schalensitzen, geringere Mengen an Antidröhn- und Schalldämm-Material. Dadurch Kostenersparnis und Gewichtsersparnis von ca. 40 kg.

Verwendung einer leichteren Batterie, Kostenersparnis und Gewichtsersparnis von ca. 10 kg.

Serienausstattung mit Fünfganggetriebe. Gewichtserhöhung um ca. 5 kg.

Wünschenswert wäre ein 3-Liter-Vergasermotor, um das Auto auch im Hubraum in der Leistung vom serienmäßigen BMW 2800 CS abzuheben. Vergasermotor deshalb, da das Fahrzeug möglichst nicht teurer werden sollte als das jetzige und beim Umbau des Motors eine evtl. elektronische Benzineinspritzung nicht verwendet werden kann.

Das Fahrzeug sollte mit innenbelüfteten Scheibenbremsen vorn und hinten und mit 7" breiten Leichtmetallrädern ausgerüstet sein.

Es kann ohne Schwierigkeiten eine Gewichtsersparnis von 120 bis 130 kg erreicht werden. Es sollte mit einigem Geschick möglich sein, das Auto mit weniger als 1.100 kg zu homologieren.

Prompt folgten Treffen mit der BMW Führungsriege in München und Osnabrück. Ein solches Projekt in der Kürze der Zeit umzusetzen, erschien angesichts der bürokratischen Abläufe in einem Großkonzern jedoch wenig erfolgsversprechend. Schon 1971 sollte das Leichtbau-Coupé mit Straßenzulassung vorgestellt werden, das gleichzeitig als Homologationsmodell für den Motorsport dienen sollte. Im Oktober 1970 entschloss sich BMW schließlich dazu, die „entwicklungsseitige Projektleistung“ für das Leichtbau-Coupé auf Basis des 3.0 CS direkt an ALPINA zu übertragen. Ein Meilenstein in der Partnerschaft zwischen BMW und ALPINA.

 

 

-215 Kilogramm

Die Entwicklungsarbeit startete umgehend: Schon im März 1971 standen die Spezifikationen fest. 20 Modifikationen wurden eingebracht und statt der ursprünglich angepeilten 130 Kilogramm umfasste die Abnehmkur der Ingenieure letztendlich sogar 215 Kilogramm. Das TÜV Protokoll vom 6. Mai 1971 attestiert dem BMW 3.0 CSL ein DIN Leergewicht von 1165 Kilogramm. Auch ohne Leistungssteigerung stieß das Sport-Coupé damit in eine neue Fahrleistungsklasse vor. Die 100 km/h Marke konnte man aus dem Stand nun bereits nach 7,1 Sekunden erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h.

Neue Identität. Neuer Name.

Mit der neuen Identität brauchte es auch einen neuen Namen: Das Leichtbau-Coupé sollte als eigene Modellreihe positioniert werden. Im Gespräch waren Modellnamen wie BMW Secura, Lateinisch für Sicherheit, oder BMW Miglia, in Reminiszenz an die Mille Miglia, einem Klassiker unter den Langstrecken-Straßenrennen. Am Ende konnte sich das Naheliegende durchsetzen. Ein Modellname, der heute Kultstatus besitzt: BMW 3.0 CSL. „L“ steht schlicht für „Leichtbau“.

ALPINA INSIDE

Ein Großteil der Leichtbau-Komponenten wurden direkt von ALPINA an das BMW Werk geliefert und dort verbaut. Seien es die 7 x 14 Zoll Leichtmetallräder (natürlich im klassischen 20-Speichen-Design) oder die speziellen Federbeine und Stoßdämpfer von Bilstein: Wie heute bei der Produktion von BMW ALPINA Automobilen üblich, war ALPINA hier erstmals gleichzeitig BMW Lieferant und Kunde. Von der ersten Version des Leichtbau-Coupés wurden lediglich 169 Exemplare gebaut.

„Batmobil“

Bereits 1972 stellte die neu gegründete BMW Motorsport GmbH die zweite Entwicklungsstufe des BMW 3.0 CSL mit Sechszylinder-Einspritzmotor vor. Rund ein Jahr später folgte die dritte Ausbaustufe, das sogenannte „Batmobil“, das mit seinen auffälligen Aerodynamikkomponenten für Aufsehen sorgte. Die Räder behielten jedoch das klassische ALPINA 20-Speichen-Design bei.

BMW vs. BMW vs. BMW: Rennerfolge

In den 1970er Jahren war der BMW 3.0 CSL von den Rennstrecken Europas nicht wegzudenken: Nicht nur das BMW Werksteam, auch die Teams von ALPINA und Schnitzer fuhren mit dem 3.0 CSL Siege und Titel ein. Ab sofort stammte die größte Konkurrenz nicht mehr von Opel aus Rüsselsheim oder Ford aus Köln, sondern aus den eigenen Reihen.

Beim 6-Stunden-Rennen am Nürburgring am 8. Juli 1973 fuhr Niki Lauda im orangen BMW ALPINA Coupé im Jägermeister Livery auf die Pole Position. Im Rennen stellte er einen neuen Rundenrekord mit 8:21,3 Minuten auf. Mit dem gleichen Fahrzeug konnte Lauda auch das 24h-Rennen auf der Nordschleife gewinnen. Am Ende der Rennsaison ‘73 hieß der Sieger dann ganz klar BMW: Allein die Punkte der ALPINA Teams hätten ausgereicht, um Ford zu schlagen und die Tourenwagen-Europameisterschaft für BMW zu sichern.